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Unser Rohrbacher Schlösschen – Wie es begann.
Das
Rohrbacher Schlösschen wurde um 1770 als Jagdsitz vom Zweibrücker
Erbprinzen Carl August im frühklassizistischen Stil erbaut. Carl August
ließ das Gebäude von einem 8 ha großen Landschaftsgarten im Englischen
Stil umgeben, an dessen Planung sehr wahrscheinlich der Gartenkünstler
Friedrich Ludwig von Skell beteiligt war. Nach dem Tod Herzogs Carl II.
August (1795) erbte sein jüngerer Bruder Max Joseph, letzter Kurfürst
von Pfalz-Bayern und erster König von Bayern, das Rohrbacher Anwesen.
Hier fand die Zweibrücker Herzogsfamilie Zuflucht vor der sie hart
bedrängenden französischen Revolutionsarmee. In Rohrbach starb 1796 Max
Josephs erste Gemahlin Auguste Wilhelmine, Prinzessin von
Hessen-Darmstadt, an Schwindsucht. Wie es mehrere Gemälde bezeugen, war
die Mutter des zweiten Bayernkönigs Ludwig I. eine bezaubernde
Schönheit. Königin Luise von Preußen nannte sie einmal „die schöne
engelhafte Prinzessin von der Pfalz“. Bereits ein Jahr später heiratete
Max Joseph Prinzessin Caroline von Baden, Tochter der Markgräfin Amalie.
Zurück in Rohrbach gab das Brautpaar einen rauschenden Ball für den
Heidelberger und Mannheimer Adel. Nach dem Übergang der
rechtsrheinischen Pfalz an Baden schenkte Max Joseph 1803 seiner Cousine
und Schwiegermutter Amalie das Rohrbacher Schlösschen, in dem die
Markgräfin dann vornehmlich zur Sommerzeit residierte. Amalie ging als
„Schwiegermutter Europas“ in die Geschichte ein. 5 ihrer 6 Töchter
verheiratete sie glänzend, u.a. mit dem Zaren Alexander I. von Russland
und König Gustav IV. von Schweden. Nur über die Hochzeit ihres einzigen
Sohnes und badischen Erbprinzen Karl mit Stéphanie Beauharnais, einer
angeheirateten Nichte Napoleons, war sie wegen des Standesunterschieds
weniger erfreut. Ein Höhepunkt in der reichen Historie des Schlösschens
war das Treffen Zar Alexanders I. mit Kaiser Franz I. von Österreich im
Juni 1815. Die beiden Kaiser, Alliierte im Kampf gegen Napoleon,
dinierten mit der Markgräfin im Großen Speisesaal. 1832 starb Amalie,
von der Großherzog Ludwig als der „hohen Zierde des Jahrhunderts“
sprach. Das Rohrbacher Schlösschen erwarb Georg von Stulz, der mit einer
Hofdame Amalies verheiratet war.
1898 kaufte der „Verein für Genesungsfürsorge“ das Schlösschen samt
Parkgelände, auf dem im Laufe der Jahre ein Tuberkulosekrankenhaus und
nach dem zweiten Weltkrieg ein modernes Zentrum zur Behandlung von
Lungenkrankheiten (Teil des Universitätsklinikum) entstand.
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